Den dritten Blogbeitrag innerhalb von zwei Tagen verdankt Ihr dem nasskalten Wetter. Das konnte ich vorhin im halboffenen Cable Car selbst ausprobieren. Bei einem transsilvanischen Haushaltswarenhändler habe ich mir nämlich endlich Topf und Pfanne zugelegt, damit ich hier auch die Küche nutzen kann.
Eigentlich soll es jetzt aber - nachdem ich schon öfter gefragt worden bin - um die Frage gehen, was ich bei WiserEarth denn eigentlich mache. Das will ich jetzt mal etwas genauer erklären.
WiserEarth beinhaltet neben der offensichtlichen Bedeutung ein Akronym: WISER steht auch für "World Index of Social and Environmental Responsibility". Begonnen hat alles mit einem Buch des Umweltschützers und Unternehmers Paul Hawken (eine kurze Rede zum Thema gibt es hier zu sehen). Vereinfacht ist der Grundgedanke des Buches, dass man - würde man alle weltweit agierenden Organisationen, die sich für eine "bessere Welt" einsetzen, zusammenzählen - wahrscheinlich die größte weltweite Bewegung überhaupt erkennen könnte. Eine, die ohne Kopf, ohne Ideologie und ohne zentralistische Struktur auskommt und trotzdem viel bewegt. Während seiner Recherche hat Hawken tausende Visitankarten angehäuft und sich natürlich die Frage gestellt, ob es denn ein Online-Verzeichnis dieser Organisationen gibt. Gab es aber nicht. So ging am 22. April 2007 die Website WiserEarth.org online. Diese geht aber weit über das reine Online-Verzeichnis hinaus. Wie bei Facebook auch gibt es eine Netzwerkfunktion, über die sich Leute, die sich in den Bereichen Umweltschutz, Menschenrechte etc. engagieren, vernetzen können. Das Prinzip ist FB wirklich sehr ähnlich - man legt ein Profil an, sucht sich heraus, für was man sich interessiert (Klima, Nahrung, Menschenrechte, Artenschutz uvm. - alles aber noch sehr viel feiner aufgefächert), es gibt einen Stream, in dem die Aktivitäten des Netzwerks zu sehen sind, man kann Gruppen beitreten, Veranstaltungen ankündigen uvm. Natürlich gibt es auch eine Suchfunktion - so dass ich mir z.B. raussuchen könnte, was an Veranstaltungen zum Thema Menschenrechte im Raum San Francisco oder anderso geboten sind. Eine ganz gute Übersicht über diese und andere Möglichkeiten findet man hier - noch auf englisch, aber das soll sich bald ändern. Ein weiteres Projekt von uns nennt sich "WiserLocal" - lokale Veranstaltungen, bei denen sich Gleichgesinnte untereinander austauschen und vernetzen können. Doch von diesen lokalen Veranstaltungen gibt es derzeit nur etwa acht. Das liegt vor allem daran, dass die gesamte Organisation von nur sechs bezahlten Angestellten betrieben wird. Alles drum herum - also auch WiserLocal - wird von Freiwilligen organisiert. Und so ein WiserLocal-Treffen auf die Beine zu stellen, bedeutet viel Organisationsaufwand.
Und an etwa dieser Stelle komme ich ins Spiel. Eine meiner Aufgaben ist es nämlich, die Anzahl der WiserLocal-Veranstaltungen deutlich zu erhöhen. Das Mittel dazu: Anwerbung und Unterstützung potentieller Organsatoren. Wir wollen von der Zentrale aus diejenigen, die ihre Freizeit dafür aufopfern, Menschen mit den gleichen Interessen zusammenzubringen, dabei unterstützen, dass sie das bestmöglich tun können. Einige Werkzeuge dazu gibt es teilweise schon, teilweise wollen wir sie in der nächsten Zeit zusammen entwickeln.
Durch diese Arbeit lerne ich im Gegenzug, wie man soziale Netzwerke - Facebook, Twitter, LinkedIn etc. - für die Kommunikation einsetzt - und wie man sich dabei die Arbeit mit bestimmten Tricks erleichtert. So habe ich z.B. letzte Woche gelernt, wie man die Zahl seiner "Follower" bei Twitter nach oben treiben kann (es klappt wirklich).
Dritter Ast meiner Mitarbeit ist das Fundraising. Da WiserEarth von Spenden lebt (es also selbst auch eine Nonprofit-Organisation ist), müssen diese Spenden auch irgendwie eingetrieben werden. Das geschieht so: einmal im Jahr - in den Monaten November und Dezember - läuft die Fundraising-Kampagne. Dann werden die Menschen auf elektronischem Weg (das spart Papier und ist daher umweltfreundlicher) dazu ermuntert, sich finanziell an unserer Arbeit zu beteiligen. Zu beschreiben, wie das genau geschieht, würde hier den Rahmen sprengen, jedenfalls gibt es da bestimmte Ziele (finanzielle, aber auch welche, die die Zahl der Spender betreffen), die wir bis Ende Dezember erreichen wollen. Darum kümmert sich hauptsächlich die Geschäftsführerin und die Leiterin der Kommunikation, aber ich z.B. darf mir das alles mit anschauen, meine Meinung zu Details abgeben und bestimmte Dinge auch mitgestalten.
Und zu guter Letzt ist da noch meine Muttersprache - in der ist WiserEarth nämlich bisher nicht verfügbar. Auch hier haben sich Freiwillige (v.a. ein unermüdlicher Schweizer) dafür eingesetzt, dass sich das ändert. Hier in San Francisco gibt es jemanden, der Deutsch studiert hat und ab nächster Woche einmal die Woche kommt und die noch nicht übersetzten Teile der Webseite Stück für Stück ins Deutsche überträgt - unentgeltlich, versteht sich. Ich als Muttersprachler übernehme dann die "Endkontrolle" - wobei der Mann sehr gut Deutsch spricht. Wie aufwendig das Ganze ist, ist mir auch erst nach einiger Zeit klar geworden: Es gibt so genannte "Wikipages" zu übersetzten, also zum Beispiel die ganzen Artikel in der Rubrik "Über uns". Dazu kommen aber noch die unzhligen kleinen Textfragmente, die auf so einer Webseite anfallen - wenn z.B. jemand etwas postet, muss dann ja auch darunter auf Deutsch "vor ungefähr einer Stunde" o.ä. stehen. Da steckt also viel Arbeit drin. Parallel wird übrigens auch an einer portugiesischen, einer italienischen und einer chinesischen Übersetzung gearbeitet.
Also: WiserLocal, soziale Netzwerke, Fundraising und die in deutsche Webseite sind meine Betätigungsfelder. Und wo ich das mache, sieht man hier:
Hier arbeiten zwei der sechs Mitarbeiter (und ich) - der Rest sitzt irgendwo anders auf der Welt |
Hinten im Eck ist mein Schreibtisch |
Ein diiiicckkkeeesss Kompliment zu den Fotos von Deiner Schwester Christiane :-)
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